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Edlach | Österreich

Volksschule

Architekturfotograf: Gerd Schaller

Eine sich wandelnde Gesellschaft benötigt nicht nur neue Ressourcenstrategien. Auch moderne Lernkonzepte sind für die Generation von morgen essenziell. Die Volksschule Edlach in Dornbirn hat beides in einem Leuchtturmprojekt vereint.

Leben und Lernen für zukünftige Generationen, so könnte man das Leuchtturmprojekt der Volksschule Edlach in Dornbirn subsumieren. Nach neuesten baulichen, ökologischen und pädagogischen Standards wurde hier ein neues Schulgebäude errichtet, das neben dem Lernen auch zu sozialer Interaktion einlädt. Ursprünglich hätte die in den 1960er Jahren errichtete Schule nur saniert werden sollen. Im Verlauf der Planungen entschied sich jedoch die Stadt Dornbirn, die gleichzeitig als Bauherrin fungierte, bis auf die Turnhalle alles abzureissen und völlig neu aufzubauen. Im Wettbewerbsverfahren wurden die Dietrich | Untertrifaller Architekten für das Projekt verpflichtet, die 2012 den ersten Preis mit ihrem Entwurf gewonnen hatten. In zwei Jahren Bauzeit wurde das Schulkonzept auf einer Fläche von 3.770 Quadratmetern dann Realität und gilt heute als Paradebeispiel für zukunftsfähiges Bauen. 2017 wurde ihm deshalb der Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit verliehen.

Architekturfotografie Volksschule Edlach | Gerd Schaller | BAUWERK PERSPEKTIVEN

Clusterkonzept für eine moderne Lernumgebung

Die Volksschule Edlach liegt inmitten eines Wohnquartiers nahe der Dornbirner Innenstadt. Lern- und Aufenthaltsqualität aber auch eine zeitgemäße Infrastruktur waren dementsprechend Grunderfordernisse. Um einen Zugang von allen Seiten zu ermöglichen, verzahnt sich das Schulgebäude geschickt mit der umliegenden Umgebung, aus der rund 300 Schüler jeden Morgen zur Schule kommen. Zwölf Schulklassen teilen sich die Klassen- und Gruppenräume, die in einem modernen Clusterkonzept als kleine Einheiten nebeneinander gruppiert wurden. Gemeinschaftliches Lernen statt streng getrennter Jahrgangsstufen, so lautet das pädagogische Programm. Dreh- und Angelpunkt der Edlacher Volksschule ist die Aula. Als Haupteingang, Aufenthaltsbereich und zentraler Treffpunkt konzipiert, stellt sie den Mittelpunkt des schulischen Lebens dar. Dies wurde auch baulich so ausformuliert: der leicht abgesenkte, umlaufend verglaste Quader ist das Bindeglied der verschiedenen Zonen. Nach zwei Seiten offen und von freundlichen Pausenhöfen flankiert, sorgt er für Licht und Raum. Auf zwei Ebenen schließen sich die Büro- und Unterrichtsträume an. Im Erdgeschoss befinden sich die Verwaltung, Aufenthaltsräume für die Lehrkräfte, die Bibliothek und Sonderunterrichtsräume, sowie Garderoben und Toiletten. In der Mittagspause werden Aula und anschließende Nebenräume zur Kantine, nachmittags bieten sie Platz für die Tagesbetreuung. Das Obergeschoss schließt über zwei offene Stiegenhäuser an den Unterbau an. In vier Clustern sind hier die eigentlichen Klassenräume untergebracht. Sie bestehen aus je drei quadratischen Stammklassen, zwei Gruppenarbeitsräumen und einem Außenraum in Form eines Balkons oder Atriums. Eine Gemeinschaftszone mit Nischen und Lerninseln zur Arbeit in Kleingruppen zieht  sich als geschwungenes Band über die gesamte Länge von 70 Metern durch das Obergeschoss.

Architekturfotografie Volksschule Edlach | Gerd Schaller | BAUWERK PERSPEKTIVEN

Massive Konstruktion für nachwachsende Rohstoffe

Um für eine positive Ökobilanz einen Teil des Gebäudes aus nachwachsenden Rohstoffen realisieren zu können, legten die Planer für den Neubau eine massive Stützkonstruktion aus Stahl zu Grunde. Decken und Wände wurden hingegen in Beton ausgeführt. Das in Richtung Turnhalle auskragende Obergeschoss wurde dann in Holzbauweise komplettiert und mit einer  hinterlüfteten Lattung aus Weißtanne verkleidet. Auch die völlig entkernte und neu aufgebaute Turnhalle wurde mit dieser Fassade versehen. Über winkelförmig angeschlossene Betonbänder längs der Nord- und Südfassaden sind Turnhalle und Aula zu einer harmonischen Gebäudeeinheit verbunden, die über verschiedene Stufen hinweg zu den Unterrichtsräumen hin anwächst. Durch das natürlich kontrastierende Farbkonzept aus Glas, Sichtbeton und Weißtanne entsteht eine modulare Staffelung, welche die funktionale Ästhetik um eine gestalterische ergänzt. Die Innenräume greifen diese wieder auf. Sanftes Blau akzentuiert die Klassenzimmer, Grün- und Gelbtöne begleiten die Bewegungszonen.

Architekturfotografie Volksschule Edlach | Gerd Schaller | BAUWERK PERSPEKTIVEN

Positive Ökobilanz

Doch nicht nur in pädagogischer und ästhetischer Hinsicht legten Bauherrin und Architekten Wert auf ein stimmiges Gesamtkonzept. Auch ökologische Belange hat das Schulraumkonzept der Stadt Dornbirn im Fokus. Insbesondere die Verwendung ressourcenschonender Baustoffe sowie die Beachtung der sogenannten „grauen“ Energie, der Lebenszyklus von Materialien und Baukonstruktion, stehen dabei im Vordergrund. Der gesamte Schulkomplex wurde dementsprechend energetisch und haustechnisch optimiert: Die Holzfenster, ausgefertigt als breite Lichtbänder, sind dreifach verglast. Eine mechanisch kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung senkt den Energiebedarf. Sowohl die CO2-Emissionen als auch die Kosten für die Gebäudeerwärmung werden so nachhaltig gesenkt. Letztere erfolgt über Fernwärme, jedoch liegt der jährliche Heizenergiebedarf bei nur etwa 14,7 kWh pro Quadratmeter. Eine Photovoltaikanlage generiert Strom und senkt damit zusätzlich den Bedarf an Primärenergie. Die Rohstoffbilanz des Projektes wird dann nochmals durch den Einsatz regenerativer und lokal vorhandener Baumaterialien optimiert: Weißtanne und Birke wurden großflächig verbaut und machen die Schule zu einer natürlich anmutenden Lernumgebung. 2017 wurde die Volksschule schließlich auch vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Damit dürfte sie für eine ganze Reihe kommender Generationen ein zukunftsweisender Lernort sein.