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Zürich | Schweiz

Bürohochhaus Richti-Areal

Architekturfotograf: Gerd Schaller

Glas, Stein und Textil bilden die materielle Basis eines ungewöhnlichen Großprojektes in der Schweizer Gemeinde Wallisellen. Unter Beteiligung mehrerer Architekten entstand hier mittels Rückgriffen auf die Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts eine städtebauliche Zukunftsvision.

In vierjähriger Bauzeit hat die Allreal Generalunternehmung AG im Züricher Wallisellen auf insgesamt sieben Hektar ein städtebauliches Quartier der Superlative geplant und umgesetzt. Um sämtliche Nutzungsmöglichkeiten, und damit neben Industrie, Dienstleistung und Gewerbe auch privates Wohnen, zuzulassen, musste ein durch die Gemeinde Wallisellen eigens genehmigter privater Gestaltungsplan aufgestellt werden, dem ein Richtprojekt sowie eine Sammlung baurechtlicher Vorschriften, eine Umweltverträglichkeitsprüfung sowie ein übergeordnetes Verkehrskonzept zugrunde lagen. Angeschlossen an die wichtigsten Verkehrsadern entstanden sechs Gebäude in Blockrandbebauung mit je fünf Voll- und einem Attikageschoss sowie je einem eigenen begrünten Innenhof, deren Anker ein 18-stöckiges Bürohochhaus bildet. Arkaden, Alleen, Dachgärten und parkähnliche Innenhöfe durchziehen das gesamte Ensemble und sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität.

Architekturfotografie Bürohochhaus Richtli-Areal Zürich | Gerd Schaller | BAUWERK PERSPEKTIVEN

Auf insgesamt sieben Baufeldern wurde mit dem Richti-Areal ein Mammutprojekt aus der Taufe gehoben, das mit rund 450 Miet- und Eigentumswohnungen etwa 1200 Personen ein Zuhause bietet und über 2500 Arbeitsplätze beherbergt. Um die soziale und geschäftliche Interaktion innerhalb dieser Stadt in der Stadt modernen Herausforderungen anzupassen und eine Anbindung an die umliegenden Verkehrsadern zu schaffen, musste ein ausgeklügeltes Verkehrskonzept entworfen werden. Egal ob mit dem eigenen PKW, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder schlicht zu Fuß, das Richti-Quartier wurde für alle Mobilitätsstufen bestens erschlossen und bietet neben oberirdischen Besucherparkplätzen pro Baufeld eine Tiefgarage für Bewohner und Angestellte mit insgesamt rund 1.200 Parkplätzen. Innerhalb des Quartiers wurde der motorisierte Verkehr auf das notwendige Minimum reduziert und stattdessen ein vor Emissionen geschütztes, feinmaschiges Fußwegenetz geschaffen.

Architekturfotografie Bürohochhaus Richtli-Areal Zürich | Gerd Schaller | BAUWERK PERSPEKTIVEN

Doch nicht nur aufgrund seiner schieren Größe ist das Richti-Areal ein architektonischer Marker. Am Gesamtkonzept waren unzählige Architekten von internationaler Größe beteiligt. Das Richtprojekt wurde von keinem Geringeren als dem italienischen Architekturprofessor Vittorio Magnago Lampugnani ausgearbeitet und bis zur Gestaltungsplan-Reife weiterentwickelt. An den weiteren Planungen beteiligt war unter anderem auch Wiel Arets, der sich insbesondere der Fassade gewidmet hatte. Entstanden ist ein monolithisch anmutender Gebäudekomplex, der den Anforderungen moderner Städtearchitektur gerecht wird, aber gleichzeitig auf architektonische Statements aus dem 19. und 20. Jahrhundert zurückgreift. An erster Stelle seien hier die Werke von Ludwig Mies van der Rohe genannt, dessen Entwürfe des Barcelona Pavillions, der Lakeshore-Drive-Appartments und des Seagram-Buildings im Richti-Areal wieder aufleben aber auch das Ideal der steinernen Stadt mit seinen Blockrandstrukturen.

Stein, Glas und Textil bilden die Bausubstanz des Richti-Komplexes. Für den Hochhausturm mit angrenzendem Bürokomplex definierte Wiel Arets die Closed Cavity Fassade neu, mit Siebdruck auf Glas und aluminiumbedampften Sonnenschutzvorhängen hinter Kastenfenstern. Der bei Sonneneinstrahlung automatisch schließende Vorhangschleier ergibt zusammen mit den bedruckten Glaspaneelen den Eindruck einer Oberfläche aus Onyx-Naturstein, die auf die Anmutung des Barcelona Pavillion Van der Rohes anspielt. Den übrigen Baufelder legte Lampugnani die Blockrandbebauung zugrunde. Die monolithischen Baukörper mit klar gegliederter Natursteinfassade zeugen von dem hohen Qualitätsanspruch, der das gesamte Projekt überspannt. Doch nicht nur Qualität, auch Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit gehörten zu den maßgeblichen Vorgaben des Projektes. So zeigt das Richti-Areal beispielhaft, dass Standards hinsichtlich Energiebedarf und Emissionsreduktion ohne Abstriche hinsichtlich städtebaulichem Nutzen erreicht werden können.